Es war ein winterlicher Tag, an dem Elke Pehamberger-Müllner vor der Kunsthalle Krems stand und ebenso blass wurde wie ihr Pullover. Würde es klappen? Oder doch ein Schaden entstehen? Als Elke Pehamberger-Müllner – sie leitet die Ausstellungs- und Katalogproduktion auf der Kunstmeile Krems – im Restaurant der Landesgalerie Niederösterreich von jener Episode erzählt, kann sie darüber längst lachen: über jenen Moment, als eine Skulptur des Künstlers Urs Fischer in die Kunsthalle Krems manövriert werden sollte. Rund 3 Meter war dieser „Baum“ groß, der in der Ausstellung „Große Gefühle“ gezeigt wurde. Leider zu hoch für die Türe. Allerdings war es untersagt worden, das Kunstwerk zu kippen. Bis der damalige künstlerische Direktor der Kunsthalle sowie der mitreisende Kurier entschieden, nach Rücksprache mit dem Leihgeber, die Skulptur ganz leicht gekippt durch den Eingang zu schieben. „Das war wirklich Millimeterarbeit“, erinnert sich Pehamberger-Müllner.
Tiere am Zoll
Seit 2015 ist sie letztverantwortlich für die Ausstellungsproduktion sowie die Herstellung der Kataloge. Mittlerweile ist sie mit ihrem siebenköpfigen Team für fünf Standorte zuständig: die Kunsthalle Krems, die Landesgalerie Niederösterreich, das Karikaturmuseum Krems, das Forum Frohner und die Dominikanerkirche, die als Ausstellungsort in der Stadt in den Sommermonaten ebenfalls von der Kunstmeile bespielt wird.
Elke Pehamberger-Müllners Job ist es, unterschiedliche Personen und Unternehmen so zu koordinieren, dass am Ende eine Kunstausstellung zur Zufriedenheit von Künstler*innen und Kurator*innen umgesetzt wird. Die Ausstellungsproduktion beginnt immer mit einer ersten Werkliste. „Dann schreiben wir in Rücksprache mit den Kurator*innen Leihansuchen, kümmern uns um Versicherung, Verpackung, Hängevorrichtungen, Copyrights, Bildmaterial, Verträge, Zollangelegenheiten, Transport…“ An dieser Stelle stoppt sie ihre Aufzählung. Denn so einfach ist das mit dem Transport nicht. Und auch der Zoll ist alles andere als trivial. „Ich muss abschätzen, wie viel ein Transport kosten kann“, erzählt sie. „Denn ab einer bestimmten Summe müssen wir ein bestimmtes Vergabeverfahren wählen.“ Und sobald ein Werk aus einem Nicht-EU-Land kommt, muss sie sich mit Zollbestimmungen befassen – erst kürzlich, als die irische Künstlerin Claire Morgan Tierpräparate nach Krems schickte. „Wenn man Tiere einführt, dann muss man diese ganz genau auflisten und bestimmte Formulare ausfüllen“, erzählt sie. Hier wird das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES schlagend, und sollte etwas auf der roten Liste stehen, kann es sein, dass der Zoll die Einfuhr nicht genehmigt. Was bei Morgans Vögeln nicht der Fall war.
Blut rühren
In Pehamberger-Müllners Karriere spielten Tiere eine gewisse Rolle: Nachdem die ehemalige Biologiestudentin 1997 als Aufsicht in der Kunsthalle Krems begonnen hatte, rutschte sie in die Kulturvermittlung – es traf sich gut, dass das Museum Niederösterreich gerade eine Ausstellung über Spinnen zeigte. Über die Factory, einen früheren Space der Kunstmeile, und die dortigen Artist Residencies gelangte sie in die Ausstellungsproduktion.
Wenn die Kremserin von ihrer Arbeit erzählt, bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wie sorgfältig vorbereitet jedes Projekt sein muss. Erst kürzlich wieder: Die Figur des Künstlers Thomas J Price, die aktuell vor der Kunsthalle steht, sollte ursprünglich an einem anderen Ort Platz finden. „Sie steht auf einem Betonsockel, der einen Meter tief im Boden eingelassen ist“, erzählt die Ausstellungsmanagerin. „Da unter dem zuerst angedachten Platz Leitungen durchführen, mussten wir für die Skulptur einen neuen, geeigneten Ort finden.“ Sie und ihre Mitarbeiter*innen haben sogar schon Blut in einem Bottich gerührt (für die Künstlerin Teresa Margolles), regelmäßig eine Palme gegossen (für Margot Pilz’ Strand-Inszenierung) und Teppiche gekämmt (in Christian Helwings Installation).
Nicht um Leben oder Tod
Was für Pehamberger-Müllner den Reiz ihrer Arbeit ausmacht? Dass sie mit Zahlen zu tun hat – schließlich überblickt sie auch das Budget. Und dass sie mit unterschiedlichsten Menschen zusammenkommt: Handwerker*innen, Grafiker*innen, Autor*innen, Künstler*innen und Leihgeber*innen zum Beispiel. „Mit einem Tischler muss ich anders kommunizieren als mit einem Sammler“, sagt sie. Ein besonderer Moment ist für sie immer jener, in dem die Ausstellung fertig wird und die Künstler*innen zufrieden sind. 2013 stellte Yoko Ono, längst ein Superstar, in Krems aus. „Sie bedankte sich persönlich bei mir“, erinnert sich Pehamberger-Müllner mit einem breiten Lächeln. „Da denkst du dir: echt cool!“
Und wie geht sie mit stressigen Situationen während einer Ausstellungsproduktion um? „In einem Museum geht es nicht um Leben oder Tod. Das relativiert einiges.“ Außerdem, schmunzelt sie, sei „noch jede Ausstellung eröffnet worden.“ Dank der Arbeit von Elke Pehamberger-Müllner und ihrem engagierten Team.
Nina Schedlmayer