Mathe muss keine schlimme Erfahrung werden – zumindest nicht in der Volksschule. Ein solides Fundament ist wichtig, eine mutmachende Begleitung mit Entwicklungsperspektive und Praxisbezüge sollte immer gesucht werden. Es würde helfen, wenn weder Lehrpersonen noch Eltern den Schülerinnen und Schülern eigene schlechte Erfahrungen und Ängste nicht mitgeben. So lassen sich die Ergebnisse aus Birgit Bodners Masterarbeit (für den Master in Education) an der Kirchlich Pädagogischen Hochschule Wien/Krems zusammenfassen. „Intuitiv machen die von mir befragten Lehrpersonen vieles, was auch in der einschlägigen Literatur zum Thema Mathematikangst empfohlen wird. Vermutlich weil es den allgemeinen Prinzipien der Pädagogik in der Primarstufe entspricht. In der Ausbildung könnte aber noch mehr darauf eingegangen werden, was die Ursachen von Mathematikangst sind und welche Schweregrade bzw. Abhilfen es gibt“, so Birgit Bodner.
An den mathematischen Zusammenhängen hat sich nichts verändert im Gegensatz zur Rechtschreibung oder der allgemeinen Sprachentwicklung. Die Volksschullehrerin bricht aber eine Lanze für heute bereits vermittelte moderne Lehrmethoden und Lernwege, die Rechentricks und einen Fokus auf Verständlichkeit umsetzen. In ihrer empirisch-qualitativen Studie nannten viele Lehrpersonen die Eltern als Problem, die beim Üben Zuhause ihren Kindern eigene, bereits in die Jahre gekommene Rechenverfahren mitgeben, was dann oft zur Verwirrung führt.
Grundsätzlich ist ein gutes Fundament wichtig, weil Mathematikangst voranschreitet mit zunehmend komplexen Aufgabenstellungen und Überprüfungen, wie sie in der weiterführenden Schullaufbahn auftreten. Umso wichtiger ist die Lernumgebung in der Volksschule und die positive Haltung der Lehrpersonen gerade an der Basis der Bildungskarriere. In der Volksschule ist es zudem von Beginn an wichtig, den praktischen Bezug der Mathematik zur Lebenswelt der Kinder herzustellen – vom Berechnen der Wegzeiten, über den Umgang mit Geld bis zur Geometrie.
Image eines Schulfachs
Die Bedeutung der MINT-Fächer wird heutzutage landauf landab betont und das „Schreckensszenario Matheunterricht“ ist vielleicht auch ein Klischee. 40 Prozent der 18- bis 65-Jährigen bezeichnen Mathe als ihr Lieblingsfach. Dennoch wird die meiste Nachhilfe in Österreich in Mathematik nachgefragt. Die Literatur besagt, dass 68 Prozent der Erwachsenen im Alltag gerne knobeln und mathematische Rätsel lösen. So mancher gewinnt das Fach wohl wieder lieb, wenn die Schulzeit mit ihrer Verpflichtung endet.
Aus der einschlägigen Literatur entwickelte Birgit Bodner Interviewleitfäden, mit denen sie 11 Lehrerinnen und Lehrer in Niederösterreich befragte. Der Begriff Mathematikangst war den meisten Befragten ein zu starker Begriff. Auch mit Messmethoden dazu waren sie nicht vertraut. Sehr wohl aber nannten sie Worte wie Überforderung, Unsicherheit und körperliches Unwohlsein gegenüber dem Angstfach Mathematik. Dass genderrelevante Aspekte immer noch eine starke Wirkmacht haben, überraschte die Pädagogin selbst. Auch in der Befragung wurde immer wieder genannt, dass Mädchen weniger selbstsicher im Umgang mit Mathematik agieren, sich das Rechnen weniger zutrauen und es nicht als ihre Domäne empfinden.
Wo immer es geht, sollten Mädchen daher ermutigt werden. Birgit Bodner selbst mag den Ausschnitt der Mathematik, den sie in der Primarstufe vermitteln soll und hat ihn so gut durchdrungen, dass sie die Konzepte dahinter gut erklären kann. Und diese Freude will sie ihren Schülerinnen und Schülern sehr gerne vermitteln.
Astrid Kuffner