Es gibt nicht wenige Museen, die kleiner sind als die Galerie Kopriva in der Kremser Innenstadt. Rund 400 Quadratmeter umfassen die Räumlichkeiten, in denen Manfred Kopriva vorwiegend abstrakte österreichische Malerei, Papierarbeiten und Skulpturen zeigt. Man betritt sie entweder von dem Dominikanerplatz aus – oder, fast noch besser, von der Fußgängerzone, der Oberen Landstraße kommend, durch den Fellnerhof, einen Renaissancebau mit wunderschönen Arkadengängen.

Museale Schau bei freiem Eintritt
Alsdann landet man in einem Gewölbe, in dessen Inneren sich eine fast museale mehrteilige Ausstellung –bei freiem Eintritt – eröffnet. Derzeit zeigt der Galerist eine Schau der Tapisseriekünstlerin Franka Lechner, die gerade auch in der Landesgalerie Niederösterreich eine Ausstellung hat. Ihre Teppiche, zumeist in Rottönen gehalten, ziehen den Blick sofort auf sich – und auch angreifen möchte man sie gern in ihrer haptischen Qualität, eine Versuchung, der man tunlichst wiederstehen sollte. Gleich am Eingang grüßt ein halbovaler Teppich: Wie eine riesige Zunge hängt er von der Wand. Im Nebenraum liegt der Fokus auf einer wenig bekannten, aber umso entdeckenswerteren Künstlerin: die 90-jährige Gerlinde Wurth, deren abstrakt-zelluläre Gemälde ebenso den Blick auf sich ziehen wie ihre Objektbilder, auf denen sich Sand, Schrauben und Textilien verteilen. Sehr feine, abstrakt-geometrische Tuschzeichnungen Wurths sind hier ab 1000 Euro erhältlich.

Manfred Kopriva, ein freundlicher, offener Mann, hatte nicht unbedingt vor, Galerist zu werden, wie er ask – art & science krems bei einem spontanen Gespräch erzählt. 1999 hatte sein Vater, bereits in Pension, seinen Kunsthandel gegründet, zunächst am Wachtberg in Krems. 2011 stieg sein Sohn ein, man übersiedelte an den jetzigen Standort. Nun führt er die Galerie alleine. „Unser Schwerpunkt liegt auf österreichischer Kunst der 1950er- bis 1970er-Jahre“, sagt er. Viele der mittlerweile verstorbenen Künstler*innen in seinem Programm seien „zu Lebzeiten namhaft und etabliert“ gewesen, aber vom Kunstmarkt vernachlässigt.

Fixsterne
Davon kann man sich im hinteren Teil der Galerie überzeugen, wo Kopriva eine Überblicksausstellung seiner Künstler*innen arrangiert hat – Mini-Einzelausstellungen in dicht gehängten Kabinetten, begleitet von Broschüren und Büchern, sodass sich Interessierte einlesen können, wiewohl auch Kopriva sichtlich selbst ein begeisterter Vermittler ist und gern über sein Angebot spricht. Die glühenden Kreise von Christa Hauer hängen neben den geometrisch-abstrakten Gemälden ihres Mannes Johann Fruhmann – zu Lebzeiten waren die beiden längst verstorbenen Eheleute Fixsterne im hiesigen Kunstgeschehen. Ebenso sehenswert: die gestisch-pastose Malerei von Grete Yppen, die einst Franka Lechner unterrichtete und zu den noch besser aufzuarbeitenden österreichischen Künstlerinnen zählt, ebenso die übereinander gelegten patternartigen flirrenden Formen von Peter Schmiedel. Auf Kunststars stößt man in der Galerie Kopriva nicht. Umso mehr gibt es zu entdecken, an diesem etwas versteckten Ort mitten in der Innenstadt.
Nina Schedlmayer