Wie Donauwalzer und Herzgesundheit zusammenhängen, wurde an der Danube Private University in einer kleinen, aber technisch ausgefeilten Studie untersucht. 44 Studierende, also lauter junge, hoffentlich gesunde und unbelastete Menschen, wurden mit Kopfhörern ausgestattet und in eine ruhige Liegeposition versetzt. Nach dem Zufallsprinzip wurde der einen Hälfte zehn Minuten „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss Sohn, der anderen Hälfte einfach nur Stille vorgespielt.
„Davor haben wir abgefragt, ob sich echte Klassikfans unter den Probanden und Probandinnen fänden. Aber die gab es nicht so häufig“, weiß Dennis Ladage, Leiter des Humanmedizin Master-Studiengangs an der Danube Private University. Schon in der kurzen Zeit konnte gezeigt werden, dass der Donauwalzer einen positiven Effekt auf zwei wichtige Faktoren der Herzgesundheit hat. Gemessen wurden Blutdruck und Herzfrequenz nicht mit der Manschette. Viele kennen das Gefühl: Wenn die Blutdruckmanschette angekündigt wird, steigt der Puls schon von selbst, weil die Messung unangenehm sein kann und das Gefühl hinterlässt, eine Prüfung zu absolvieren. „Mit der Manschette könnte man in zehn Minuten nur einmal messen, und wir hätten einen punktuellen Wert. Wir haben die Studierenden mit einem neuem Messystem zehn Minuten kontinuierlich überwacht. Die CNAP-Messung (continous non-invasive arterial pressure) funktioniert mittels Laser und Mini-Manschetten an zwei Fingern und misst mehrfach pro Sekunde Blutdruck und Puls“, so der Internist und Notfallmediziner. Es zeigte sich: Johann Strauss beruhigt.

Etliche Studien zeigen, dass Musik aufs Unterbewusste wirkt z.B. auf Kaufentscheidungen. Wenn wir im Supermarkt mit französischen Chansons beschallt werden, greifen wir eher zu französischem Wein. Ebenfalls bekannt war, dass Musik aufregend oder beruhigend auf den Sympathikus wirken kann. Das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem sorgt zum Beispiel in Stress- und Notfallsituationen für eine Leistungssteigerung. Unter seinem Einfluss steigt die Herz- und Atemfrequenz, der Blutdruck steigt, und die Skelettmuskulatur wird angespannt und gut durchblutet. Für ein langes Leben sind ein niedrigerer Blutdruck und eine niedrige Herzfrequenz besser.
Nur keine Hektik
Durch den Donauwalzer positiv beeinflusst, im Sinne von gesenkt, wurde der diastolische Blutdruck (unterer Messwert). Er wird während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels gemessen. Zum anderen zeigten die Messungen bei den Proband*innen eine Absenkung der Herzfrequenz. Dennis Ladage: „Mäuse leben nur wenige Jahre mit ihrer hohen Herzfrequenz von 600 Schlägen pro Minute. Der langlebige Wal braucht nur 30 Schläge pro Minute. Für den Menschen ist ein Ruhepuls von 60 bis 80 Schlägen in der Minute normal.“

Eine Empfehlung für die Neujahrsnacht wäre also, das Musikstück halbliegend zu genießen und mal zur Ruhe zu kommen. Aber was haben wir zu erwarten, wenn wir nach dem Läuten der Pummerin im Dreivierteltakt ins neue Jahr hineintanzen? Tanzen wirkt positiv auf den Körper, da ist sich der Internist sicher. Walzer ist technisch anspruchsvoll und für das Herz-Kreislauf-System fordernd. Wer die gesamte Stücklänge im Dreivierteltakt durchhält, hat vermutlich trainiert. Gerade die Tempowechsel in Kombination mit Technik, Koordination und Haltung sind eine gute Sache.

Risiken zu Silvester
Ist Silvester eigentlich besonders gefährlich, fragt ask – art & science krems den Notfallmediziner? „Am Tanzen sterben die Leute nicht. Aber in der Notaufnahme und Unfallchirurgie sehen wir in dieser Nacht zwei Arten von Verletzungen häufiger. Solche durch Feuerwerkskörper und solche, die durch Stürze oder Auseinandersetzungen bedingt sind.“ Die Feinstaubwerte können in einigen Straßenzügen durch Feuerwerke in Städten kurzfristig erhöht sein. Was empfiehlt also Dennis Ladage? Ein Glas Sekt und ein Glas Rotwein sind in Ordnung. Gerade Rotwein enthält auch Stoffe, die Herz und Gefäße schützen. Aber es bleibt dabei: Täglicher Alkoholgenuss ist nicht gesund. Als immerwährender Neujahrsvorsatz eignet sich also, das Maß zu halten. Die Studie zeigt jedenfalls: Die Herzfrequenz ist durch das, was wir hören, beeinflussbar.
Astrid Kuffner