Heilen üben in der klinischen Simulation

Dennis Ladage, Studiengangsleiter Humanmedizin, hat mit zwei Kollegen aus der Notfallmedizin das hochmoderne Simulationszentrum der Danube Private University konzipiert. In mehreren Räumen kann ein breites Spektrum klinischer Situationen ebenso wie Standard-Behandlungsschritte geübt werden.
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Vollständig in die komplexe klinische Simulation einzutauchen, passiert schnell und nahtlos. Die Verkabelung und das Aufgebot an Kameras im Raum sind rasch vergessen, wenn der Patient zu kollabieren droht. Obwohl der „SimMan 3G“ ferngesteuert wird und niemand unvorbereitet in die Situation geworfen wird, steht den Studierenden meist schnell der Schweiß auf der Stirn. Hier können sie zeigen, dass sie in Drucksituationen ins Handeln kommen, adäquat reagieren, etablierte Behandlungswege abrufen können und im Team in Kommunikation bleiben. Das lebensnahe Ganzkörpermodell spricht, produziert realistische Darmgeräusche, einen Atemstillstand oder plötzliches Erbrechen. Es reagiert auf verabreichte Medikamente, atmet, und die Pupillen können sich verengen und weiten. Die jeweiligen Szenarien wurden von Ausbilder*innen entwickelt, ein eigenes, auch an der Bedienung der Roboterpuppe geschultes Team tut hier Dienst. Hinter dem Einwegspiegel steuern die ausbildenden Ärzte und Ärztinnen am Controller das Geschehen, abgestimmt auf das Vorgehen der Behandler*innen-Teams in Richtung weiterer Eskalation oder – hoffentlich – einem Happy End. Die zweite Gruppe Studierender verfolgt auf einer Monitorwand das Geschehen mit. Sie fiebern mit dem Team mit, lernen und notieren sich Anmerkungen für die anschließende Manöverkritik oder das Debriefing.

Obwohl der „SimMan 3G“ ferngesteuert wird und niemand unvorbereitet in die Situation geworfen wird, steht den Studierenden meist schnell der Schweiß auf der Stirn. Das lebensnahe Ganzkörpermodell spricht, produziert realistische Darmgeräusche, einen Atemstillstand oder plötzliches Erbrechen.

Mehr als ein Torso

Studiengangsleiter Dennis Ladage hat mit seinen Kollegen Christoph Adler und Johannes Holle mit dem Start des ersten Jahrgangs Humanmedizin an der Danube Private University (DPU) mit der Konzeption des Simulationszentrums begonnen. Seit Anfang 2022 wird es von Studierenden genutzt. Der Leiter sieht klare Vorteile darin, nicht nur mit isolierten Organmodellen, etwa einem Arm oder einem Herzdruck-Torso, zu arbeiten. „Der Erste-Hilfe-Kurs ist sozusagen unsere Begrüßung am Campus. Den durchlaufen alle Studierenden der DPU. Auch die Zahnmedizin-Studierenden, die sonst ihre eigenen Dummys und Modelle haben“, sagt der Facharzt für Interne Medizin und erfahrene Notfallmediziner. Aber die klinische Simulation hat sich von der Übung von Herzdruckmassage und Beatmung stark weiterentwickelt. Routinebehandlungen wie Bauch abtasten, Blutdruck messen oder Blut abnehmen an Modellen zu üben, „an Patienten, die sich nie beschweren“, wie der Internist scherzt, ist nicht ganz neu. Aber der ferngesteuerte, realitätsnahe „SimMan 3G“, der übrigens „mit wenigen Handgriffen zum Sim Woman umgebaut werden kann“, ist definitiv das modernste Material auf dem Markt. Vorbilder für das Simulationszentrum der Danube Private University gab es davor an anderen modernen Medizinunis, wie etwa in Harvard.

Die Infrastruktur der „Erlebniswelt Simulationszentrum“ umfasst mehrere Räume und verschiedene Patient*innen. Neben dem Schockraum, in dem ausschließlich Notfallszenarien (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) mit zwei Robotern geübt werden können, gibt es ein reguläres Krankenzimmer.

Das ärztliche Gespräch trainieren

Die Infrastruktur der „Erlebniswelt Simulationszentrum“ umfasst mehrere Räume und verschiedene Patient*innen. Neben dem Schockraum, in dem ausschließlich Notfallszenarien (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) mit zwei Robotern geübt werden können, gibt es ein reguläres Krankenzimmer. Wenn dort ein*e Patient*in über Bauchschmerzen klagt, gilt es die Krankengeschichte und mögliche Ursachen im Kopf zu haben. Teil des Simulationszentrums sind aber auch mehrere Sprechzimmer, in denen Befunderöffnung, Diagnose- oder Therapiegespräch geübt werden können. Hier arbeitet eine Gruppe zertifizierter Schauspielpatient*innen, die auch an der Berliner Charité Dienst tun. Anschließend wird das Geschehen immer gemeinsam besprochen und erwogen, wo noch besser reagiert hätte werden können. Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen, geeignete Anamnese und Aufmerksamkeit sind für Ärzte und Ärztinnen Pflicht. Am besten gelingt das mit Übung, bei der niemand zu Schaden kommt.

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(c) unsplash.com und Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Dennis Ladage
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