Den Grundstein für seine Kenntnisse der heimischen Geologie legte Robert Supper bereits als Kind und Jugendlicher mit Kursen an der VHS Krems und der eigenständigen Suche nach Mineralien. Bereits während des Studiums Geophysik arbeitete er in Projekten der Geologischen Bundesanstalt (GBA) mit. Seit Anfang 2023 ist er Bereichsdirektor für Geophysik und Angewandte Geologie bei GeoSphere Austria, dem Zusammenschluss der GBA mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik (ZAMG). Neben über Jahrmillionen sich entwickelnden Prozessen, die das landschaftliche Antlitz von Österreich formen, werden hier auch minutenaktuelle Entwicklungen rund um Grundwasser, Naturgefahren und Wetter erforscht.

„Krems ist definitiv ein Platz, wo einiges zusammenkommt. Es ist geologisch sehr variabel und komplex“, erklärt der Geophysiker. Meeresbecken mit Tiefsee und Küsten bedeckten das heutige Österreich und die Nachbarländer vor Jahrmillionen, es gab ein Gebirge, das abgetragen und dessen Reste als Böhmische Masse bezeichnet werden, auf das die Alpen als prägendes Gebirge aufgeschoben wurden. In der Folge lagerten Eiszeiten und Flüsse immer wieder Sedimente ab. Diese verschiedenen Schichten schieben sich durch Plattentektonik und das Wachstum der Alpen fortwährend übereinander – oder gegeneinander. Mitten durch Krems verläuft etwa die Diendorfer Störungszone, die Niederösterreich von Südwest nach Nordost durchzieht. Entlang dieser Linie hat sich der Untergrund durch die Bildung der Alpen um bis zu 50 Kilometer gegeneinander verschoben, was zuletzt an einer Baustelle in der Langenloiser Straße gut zu sehen war.
Der Wirtschaftsraum der Zukunft liegt unter der Oberfläche
Untersuchungen rund um Baustellen gehören zu dem Aufgabengebiet der GeoSphere Austria. Wenn Baugruben ausgehoben und Brunnen gebohrt werden, „gewinnen wir einen seltenen Einblick in den tieferen Untergrund. Wir sehen Aufschlüsse, die nach der Überbauung wieder für lange Zeit unzugänglich sind“, betont Supper. Diese Einblicke werden dokumentiert und die Gelegenheit für Messungen genutzt. Denn eine Tiefenbohrung durchzuführen, kostet schnell einmal Millionen Euro. Die Erhebungen geben Auskunft über geothermisches Potenzial, Details für geologische Karten, die Grundwassersituation sowie Daten für Modelle und Prognosen zur Abwehr von Naturgefahren (z.B. Rutschungen, Überschwemmungen etc.). Ein Gesetz erlaubt der GeoSphere Austria diese wichtigen Daten auch auf privaten Baustellen zu erheben im Sinne gesellschaftlich nachhaltiger Planungen und der Unterstützung faktenbasierter Entscheidungsprozesse zu nutzen. Denn für adäquate Maßnahmen im voranschreitenden Klimawandel ist das Wissen über die Atmosphäre ebenso unerlässlich, wie jenes über den geologischen Untergrund und deren Wechselwirkungen. Der Wirtschaftsraum der Zukunft liegt unter der Erdoberfläche, und hier macht Supper heute seine Entdeckungen:

„Geologisch-Geophysikalische Messungen sind wie moderne Schatzsuchen. Bei jedem neuen Messprofil offenbaren sich spannende Erkenntnisse über den Aufbau des Untergrundes. Wir finden laufend bisher unbekannte Details und lnformationen, die einen enormen Wert für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft darstellen.“ Gerade arbeitet er bei GeoSphere Austria zudem an einer geologischen und klimatologischen Neukartierung der Wachau, die in drei Jahren fertiggestellt sein soll. Die Erdgeschichte soll dann auch für Laien mit Informationspfaden erschlossen und die Zusammenhänge von Untergrund und Weinanbau sollen erlebbar werden.
ask – art & science krems nutzt die Gelegenheit zum Gefahrencheck mit dem Experten. Es gibt immer wieder kleine Erdbeben im Raum Krems, die aber ungefährlich und unschädlich sind. Gegenüber wiederkehrenden Hochwasserereignissen ist Krems gut abgesichert ebenso wie gegen Hangrutschungen. Zunehmende Trockenheit ist eher ein Thema, daher gilt es, die hundert Meter mächtigen Schotter der Kremser Bucht mit ihren Grundwasser-Reserven klug zu nutzen. Mit dem Wissen über und den Einblicken in den Untergrund.
Astrid Kuffner