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Heilende Worte

Spitzenmedizin umfasst für Patient*innen neben der Behandlung auch eine vertrauensvolle, gut vorbereitete ärztliche Kommunikation, betont Onkologe Uwe Martens, der an der Danube Private University neben seinen Fachbereichen auch Gesprächsführung unterrichtet.
Uwe Martens

Asklepios, antiker Gott der Heilkunst, wies den Weg: „Zuerst heile mit dem Wort, dann mit der Pflanze und zuletzt mit dem Messer“. Ein bereits in der Antike anerkanntes Rezept prallt heute auf abrechenbare Kassen-Leistungen. Das ärztliche Gespräch dauert in Deutschland durchschnittlich acht Minuten. Onkologe Uwe Martens, Vorsitzender des Krebsverbandes Baden-Württemberg, will in seinem Fachgebiet die Digitalisierung vorantreiben: für präzise Diagnostik, (virtuelle) interdisziplinäre Abstimmung und den besten Masterplan für die Behandlung. Genauso wichtig ist ihm aber seine Rolle gegenüber Patient*innen „als zweiter Hausarzt: hoch spezialisiert, aber ganzheitlich denkend. Das ärztliche Gespräch ist Teil der Behandlung. Es braucht Zeit und Vertrauen“. Spitzenmedizin bedeutet nicht nur neue Erkenntnisse zu nutzen, sondern auch Zuwendung, Bestärkung und das Vermitteln von Hoffnung.

Uwe Martens ist Onkologe und unterrichtet an der Danube Private University neben seinen Fachbereichen auch Gesprächsführung.

Jeder Mensch ist einzigartig

Uwe Martens schult an der Danube Private University Studierende ab dem Bachelor in Gesprächsführung im Modul „Helfen in der Medizin“. Gemeinsame Entscheidungsfindung ist das zeitgemäße Modell, unterstützt von Schemata, Leitfäden und theoretischen Modellen: „Damit allein kommen wir aber nicht weit. Jede Medizinerin und jeder Mediziner muss dafür den eigenen Stil entwickeln – dieser Lernprozess passiert oft im klinisch praktischen Jahr.“ Gute Kommunikation „öffnet einen Raum, in dem kranke Menschen eingeladen werden sich zu äußern und Impulse bekommen, um von Behandlungsmaßnahmen bestmöglich zu profitieren“. Es braucht eine Basiszeit, um diesen Raum zu öffnen. Ein Erstgespräch mit 45 Minuten muss konzentriert und strukturiert genutzt werden, um auf den Menschen einzugehen und den Masterplan für die Behandlung zu vermitteln. „Wenn ich einen Plan habe, weckt das positive Energie“, sagt er als wissenschaftlich geprägter Arzt.

Uwe Martens mit seinem Sohn
Uwe Martens gemeinsam mit seinem Sohn, der das Studium der Zahnmedizin an der DPU im April 2023 erfolgreich abgeschlossen hat.

Kommunikation als Kernkompetenz

Onkolog*innen überbringen schockierende Nachrichten – da sind Gefühlsreaktionen der Betroffenen verständlich. Durch den Schock bleibt vielleicht auch die beste Erklärung nicht hängen – es braucht also am besten eine Begleitperson und Nachfolgetermine. Uwe Martens hält qualitätsvolle Kommunikation für eine ärztliche Kernkompetenz, die den Behandlungsverlauf und das Ergebnis beeinflusst. Wenn sich Hightech mit der Heilkunst der Worte verbinden, ist das für ihn echte Spitzenmedizin. Unvorbereitet in ein Gespräch gehen ist ein No-Go, wie der (verstohlene) Blick auf die Uhr und Unterbrechungen. Es braucht Blickkontakt. Ein Stirnrunzeln kann bedeuten, das etwas nicht verstanden wurde.

Kann das jede*r lernen? Im Studium ist für jede*n etwas dabei, meint Martens diplomatisch. Wer nicht gerne kommuniziert, wird besser Pathologe oder Labormedizinerin. Self-Care ist unerlässlich, auch wenn Onkologe Uwe Martens viel Positives zurückbekommt, das seinen Akku auffüllt. Beim Thema Batterien lenken wir den Blick auch auf seine Ideen zum Zusammenspiel von Technik und Mensch: „Wir brauchen die digitale Patient*innenakte, um nicht jedes Mal die gesamte Krankengeschichte zusammensuchen und erfragen zu müssen.“ Digitalisierung macht sich in der Onkologie auf drei Arten nützlich: Informationen beschaffen und verfügbar machen, einen Masterplan für die Behandlung aus vielen Datenquellen erstellen und neben Messwerten auch das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten zu erheben, etwa mit standardisierten Fragetools, wie sie bei klinischen Studien zum Einsatz kommen – als Vorbereitung für das nächste Gespräch.

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Vita

Uwe M. Martens leitet seit 2007 die neugegründete Klinik für Innere Medizin III am Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn mit den Schwerpunkten Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin. Er hat das MOLIT Institut für personalisierte Medizin mitgegründet. Medizin studierte er in Essen und Freiburg. Die Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie sowie Gastroenterologie absolvierte er am Universitätsklinikum Freiburg und dem British Columbia Research Center in Vancouver, (Kanada). Schwerpunkte von Uwe Martens sind die Entwicklung zielgerichteter molekularer Therapieansätze, Immuntherapien sowie Präzisionsonkologie. Seit 2019 unterrichtet er an der Danube Private University in seiner Funktion als Prodekan Lehre.

Fotos: Daniela Matejschek, M.B. Wagner-Pischel
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