Art & Science Krems

Fragender, Forschender & Fördernder

Warum Karl Landsteiner, Nobelpreisträger und Niederösterreicher, ein guter Namenspatron für die Private Medizinuniversität in Krems ist.
Blutproben in Reagenzgläsern

Eine Geschichtestunde mit Rektor Rudolf Mallinger

Karl Landsteiner hat unzählige Leben gerettet. Der Mediziner legte den Grundstein für Bluttransfusionen, Vaterschaftstests, den Salk-Impfstoff gegen Kinderlähmung und die Identifikation von Blutspuren in der Gerichtsmedizin. Geboren wurde er am 14. Juni 1868 in Baden bei Wien, gestorben ist er am 26. Juni 1943 in New York. Für die Entdeckung der vier Blutgruppen wurde er 1930 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. Zusammen mit Alexander Wiener beschrieb er 1940 den Rhesusfaktor, eine sehr wichtige Info für werdende Mütter. Rudolf Mallinger, Rektor der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften erzählt im Gespräch mit ask, was Landsteiner zu einem guten Namenspatron macht. Als Nobelpreisträger ist Karl Landsteiner bekannt und er war zudem Niederösterreicher – naheliegende Gründe. Gelegentlich wollen Anrufer*innen an der Universität übrigens mit Landsteiner verbunden werden, erzählt der Rektor.

Karl Landsteiner
Karl Landsteiner erhielt für die Entdeckung der vier Blutgruppen den Nobelpreis für Medizin.

„Er ist einer, der erst anerkannt wurde, als er das Land bereits verlassen hatte. Erst 16 Jahre nach Ende des NS-Regimes, das er als Jude zum Glück nicht persönlich erdulden musste, wurde die Ehrentafel für ihn im Arkadenhof der Uni Wien enthüllt,“ sagt Mallinger. Das Medizinstudium schloss Landsteiner 1891 in Wien ab. Danach studierte er in Würzburg, München und Zürich Chemie. Nach seiner Rückkehr 1894 arbeitete er an der I. Chirurgischen Universitätsklinik, wo er seine Ausbildung zum Chirurgen u.a. bei Theodor Billroth machte. Er war dann bis 1897 Assistent am Hygieneinstitut der Universität Wien und bis 1908 Prosektor am Pathologisch-Anatomischen Institut. Gearbeitet hat er in der Pathologie, wo die Patient*innen im Zweifel auch etwas warten konnten. Geforscht hat er nebenbei, in seiner Freizeit. Ein Jahr nach seiner Entdeckung der Blutgruppen (1901) entwickelte er im Jahr 1902 gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner Max Richter (1867-1932) eine Methode zur Bestimmung der Blutgruppen aus Blutflecken.

Artikel "Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes"
In der Wiener klinischen Wochenschrift erschien 1901 Landsteiners Publikation „Agglutinations-erscheinungen normalen menschlichen Blutes“, in der er erstmals das Blut in drei Gruppen A, B und C einteilte. Später wurde daraus das AB0-System der Blutgruppen. Für diese Entdeckung erhielt er 1930 den Nobelpreis.

Fordernd & fördernd

„Wir wissen über ihn, dass er junge Menschen stets gefördert hat. Er war einer der wenigen, die auch gelobt haben. Das ist heute noch ausbaufähig, war damals aber noch weniger üblich“, erklärt Rudolf Mallinger. Zudem war er „gewissenhaft, ein leidenschaftlich Fragender und deshalb auch leidenschaftlich Forschender. Man hat ihm in Österreich keine wissenschaftliche Karriere eröffnet, was vermutlich nicht nur auf den grassierenden Antisemitismus zurückzuführen war.“ 1919 bekam er ein Stellenangebot in Den Haag (Niederlande). 1923 wechselte er ans Rockefeller Institute for Medical Research nach New York, wo er endlich ein gut ausgestattetes Labor bekam. Zehn Jahre nach dem Nobelpreis machte er gemeinsam mit seinem Kollegen noch eine zweite nobelpreiswürdige Entdeckung: den Rhesusfaktor. „Mich fasziniert seine Hartnäckigkeit. Er war Forscher mit Leib und Seele bis zum Schlaganfall, den er im Labor erlitt“. Schon vor der Entdeckung der Blutgruppen versuchte man Blut zu transfundieren ­– nach dem Zufallsprinzip. Das konnte helfen oder tödlich enden. Unser Dank gilt also täglich dem Nobelpreisträger aus Niederösterreich.

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Fotos: KL/Ranger, OeNB/Albert Hilscher, Medizinische Universität Wien/Wiener klinische Wochenschrift
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